Wiedersehen mit der Hanfbewegung Anno 1994 - Hanf Museum

Wiedersehen mit der Hanfbewegung Anno 1994

Veröffentlicht am 4. December 2014
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In einer Podiumsdiskussion zum Thema “Die wilden Neunzigern” lassen herausragende Repräsentanten am Samstag 6. Dezember im Hanf Museum die Geburtsstunde der deutschen Legalisierungsbewegung wieder aufleben.

Seit 6. Dezember 1994 gibt es im Berliner Nikolaiviertel mit dem Hanf Museum einen Ort, der sich ganz der alten Nutz-, Heil- und Rauschpflanze Cannabis verschrieben hat. Den 20 Jahrestag seines Bestehens feiert das Berliner Hanf Museum mit einem Tag der offenen Tür und umfangreichem Rahmenprogramm. Höhepunkt der Geburtstagsfeierlichkeiten wird eine Podiumsdiskussion, die ab 16 Uhr unter dem Motto “Die wilden Neunziger” ein Who-is-who der deutschen Hanfszene vor dem Jahrtausendwechsel versammelt.

Wolfgang Neškovic

Wolfgang Neškovic

Geboren 3. Juni 1948 in Lübeck ist ein deutscher Politiker und ehemaliger Richter am Bundesgerichtshof. Er war seit seinem Austritt aus der Linksfraktion im Dezember 2012 bis 2013 der einzige fraktionslose Abgeordnete im 17. Deutschen Bundestag.

Wolfgang Neškovic wurde (ungewollt) zu einem öffentlichen Legalisierungsbefürworter. Im Jahr 1992 ließ er als Vorsitzender Richter am Lübecker Landgericht das Bundesverfassungsgericht prüfen, ob die Cannabiskriminalisierung verfassungsgemäß ist. Ein Verfahren um die Weitergabe einer geringen Menge Cannabis, diente als Anlass für die Verfassungsklage. Für die nach §29 BtMG strafbare Tat verhängte das Amtsgericht Lübeck zwei Monate Freiheitsstrafe, doch die Täterin ging in Berufung. Die Berufungsverhandlung vor dem Landgericht nahm der Vorsitzende Richter Wolfgang Neskovic zum Anlass, die Strafbarkeit des Umgangs mit Cannabis grundsätzlich in Frage zu stellen.
Er war der Überzeugung, dass der Umgang mit Cannabis von der allgemeinen Handlungsfreiheit geschützt ist, da keinerlei Drittschädigung entsteht und der Konsum von Cannabis keinen Verstoß gegen die verfassungsmäßige Ordnung darstellt. Umgekehrt lässt sich, so das Landgericht, aus der verfassungsmäßig geschützten persönlichen Freiheit ein Recht auf Rausch ableiten.

Das Bundesverfassungsgericht schloss sich dieser Ansicht jedoch nicht an und verkündete am 09. März 1994: “Die Verfassungsbeschwerde wird zurückgewiesen!”

Mathias Bröckers

Mathias Bröckers

Geboren 26. Juni 1954 in Limburg an der Lahn ist ein deutscher freier Journalist, der vor allem für die taz und Telepolis schreibt. Als Autor schrieb er Sachbücher, die für die Legalisierung von Hanf argumentieren, und ab 2001 Bücher über den 11. September.

Durch seine Freundschaft mit Wolfgang Neuss seit Anfang der 1980er Jahre wurde sein Interesse an Cannabis bzw. Hanf und deren vielfältiger Nutzung geweckt. In mehreren Publikationen widmete er sich der Aufklärung über diese alte Kulturpflanze. 1993 entwickelte er mit Freunden die Geschäftsidee eines Großhandels ausschließlich mit Produkten, die auf Hanfbasis produziert werden. Im folgenden Jahr wurde er Geschäftsführender Gesellschafter der HanfHaus GmbH (die Ende 2001 Insolvenz anmelden musste). Er setzte sich auch als Vorsitzender der „Hanfgesellschaft e.V.“ für eine Wiederzulassung des Hanfanbaus ein. 2001 trat er von der HanfHaus-Geschäftsführung zurück und arbeitete wieder als freier Autor und Journalist. Auch anderen psychotropen Substanzen wie LSD und Absinth ließ er seine publizistische Aufmerksamkeit zuteilwerden.
Sein vermutlich wichtigster Beitrag zur deutschen Legalisierungsbewegung ist das zusammen mit Jack Herer verfasste Buch “Die Wiederentdeckung der Nutzpflanze Hanf”, das 1993 erschien und schnell zum Standardwerk avancierte.

Matthias Schillo

Matthias Schillo

1949 im Saarland geboren, war er als Redakteur bei der Augsburger Allgemeinen Zeitung und Mitarbeiter des Senders Freies Berlin tätig. In München und Berlin studierte er Jura, und war bis 1996, mit Zwischenstationen in Ministerien und bei der Treuhandanstalt, als Richter zuletzt am Kammergericht (Oberlandesgericht) Berlin tätig. Seit 1996 ist Matthias Schillo als Rechtsanwalt in Potsdam ansässig.

Mitte und Ende der Neunziger vertrat Schillo die Deutsch-Koreanerin Mun-ju Kim, die in Berlin lebt. Wie viele Asiaten kann Kim weder Wein, Bier noch sonstige alkoholhaltige Getränke konsumieren, da ihr das entscheidende Enzym fehlt, um den Alkohol auch wieder abzubauen. Kiffen ist für sie die einzige Alternative. Die Klage scheiterte letztlich an der langen Verfahrensdauer und den benötigten finanziellen Mitteln. Weiterhin engagierte sich Schillo im Nutzhanfbereich mit der Treuhanf AG und war Vorsitzender der Hanfgesellschaft e.V.
Aktuell klagt der Cannabispatient Günther Weiglein mit Schillo gegen das BfArM, um eine Genehmigung (§3 BtMG) für den Anbau von Cannabis für den medizinischen Eigenbedarf zu erhalten. Aktuell bereiten sie sich auf die 2. Instanz vor, weil das BMG die Niederlage vor dem Landgericht nicht hinnehmen will.

Martin Müncheberg

Martin Müncheberg

Geboren 1970 in Berlin, ist gelernter Groß- und Außenhandelskaufmann, der 1997 zum Orga-Team des “Bündnis Hanfparade e.V.” stieß und von 1998 bis 2004 im Vorstand des Vereins für die Pressearbeit, die Sponsorenaquise und das Kulturprogramm der größten deutschen Demonstration für eine Legalisierung von Cannabis verantwortlich zeichnete.

2001 wurde er von Dana Beal in die USA eingeladen und nahm so an einer NORML-Konferenz in Washington DC teil. Ende der 90er Jahre begann Martin für verschiedene Hanfpublikationen zu schreiben, seit über 13 Jahren lebt und arbeitet er nun als selbständiger Journalist, Autor und Videoproduzent mit einem besonderen Interesse an der hanfgrünen Thematik.

Heute schreibt er neben Artikeln für die SOFT SECRETS und die MEDIJUANA auch regelmäßig für das Magazin THCENE, dessen Geschäftsführer und Mitherausgeber er seit Anfang 2013 ist.

Rolf Ebbinghaus

Rolf Ebbinghaus

Geboren 1968 in Soest, Westfalen. Nach Mittlerer Reife im Johanneum Wadersloh, Ausbildung zum Mechaniker. Anschliessend Fachabitur mit Schwerpunkt Gestaltung. 1990 Umzug nach Berlin und Kennenlernen von freier Projektarbeit. Mitgründung des Kinderferien- und Tagungshauses Wernsdorf. Ein verlassenes Gelände, das vor Mauerfall als Kinderferienlager der Volkspolizei diente, wurde instand gesetzt und wieder als Ferien- und Freizeitstätte für Kinder nutzbar gemacht.

1994 Mitgründung des Hanf Museum Berlin. Im Zentrum Berlins wurden Räumlichkeiten angemietet und eine Ausstellung eingerichtet, die umfassend und vorurteilsfrei über Cannabis informiert. Das Hanf Museum, als einzige ständige Ausstellung um die alte Kulturpflanze Hanf ist seit der Gründung Ebbinghaus’ Tätigkeitsschwerpunkt. Darüber hinaus Beteiligung an vielen weiteren Projekten und Aktionen, die im und um das Hanf Museum entstanden sind. 2003 Mitgründung einer kleinen EDV-Firma. 2012 Beteiligung an der THCene Verlagsgesellschaft und Autor einiger Artikel.


Zahlreiche weitere VertreterInnen der bewegten Museumsgeschichte werden als Gäste erwartet.

Anlässlich des Gründungsjubiläums wird am Samstag außerdem eine limitierte, bebilderte “Chronik 20 Jahre Hanf Museum” der Öffentlichkeit vorgestellt. Besucherinnen erwartet eine Sonderausstellung, ein Hanf-Buffet sowie ein Museumskino mit bewegten Erinnerungen an zwei Jahrzehnte “Bildungsarbeit im Dienste der Hanf-Legalisierung”.

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